Konstanz – Ausflug der Senioren, Seereise inklusive

Am 26.September mussten die Mitreisenden zeitig aus den Federn. Unser Ziel war nämlich Konstanz. So startete der Bus bereits um 06:00 Uhr in Bernbeuren und nahm um 06:55 Uhr in Landsberg auf der „Bosse-Wiese“ die letzte Gruppe auf. Bei sonnigem Wetter ging’s über die A96 Richtung Lindau. Von der Autobahn fuhren wir dann über Friedrichshafen, wo Zeppeline zu beobachten waren, nach Meersburg. Ohne Zwischenstopp gelangten wir noch als letztes Fahrzeug auf die Autofähre, und schon ging es los. In Konstanz angekommen, wurden wir von unserer ersten Reiseführerin in Empfang genommen. Eine zweite kam am zentralen Halt hinzu, denn wir wollten zwei Gruppen für den Stadtrundgang bilden.
Alle Informationen zur Stadt Konstanz wurden flüssig wie interessant vorgetragen, ebenso zur Historie.
Auf dem Rundgang sahen wir die ehemalige Hauptpost. 1888-91 im Stil der italienischen Renaissance als Gebäude der Oberpostdirektion nach Entwurf des Berliner Oberregierungsrates Kind erbaut. Dann das Konzilsgebäude am Hafen. 1388 als Korn- und Lagerhaus erbaut, später Sitz der Leinwandmesse. Vom 8.-11.November 1417 tagte hier während des Konstanzer Konzils das Konklave, das den Kardinal Ott von Colonna zum Papst Martin V. wählte.
Ein dunkler Schatten lastet bis heute noch über dem Konzilsgeschehen: Das tragische Schicksal des Prager Magisters und Kirchenreformers Jan Hus. Ihm sicherte Sigismund freies Geleit zum Konstanzer Konzil zu, wo er seine Thesen über eine reformierte Kirche vor der Konzilsversammlung vertreten sollte. Doch der König brach sein Wort und überantwortete Hus den Konzilsvätern, die ihn als Ketzer zum Feuertod verurteilten. Ein Jahr später musste ihm sein Gefährte Hieronimus von Prag auf dem Weg zum Scheiterhaufen folgen. Schicksale, die zu den Auslösern der Hussitenkriege zählten.
Aufmerksamkeit erregt sicherlich die Hafenfigur „Imperia“. Auf dem Pegelhäuschen der Konstanzer Hafeneinfahrt steht seit 1993 eine neun Meter hohe und achtzehn Tonnen schwere Skulptur. Sie wurde von dem Bildhauer Peter Lenk in Kunststein gegossen. Der Künstler nannte die weibliche Schönheit „Imperia“ und sieht darin ein Sinnbild weiblicher Fürsorge. Ihre Arme hät sie weit ausgebreitet und auf ihren Händen trägt sie zwei Gaukler-Figuren, die sich die Insignien der weltlichen und geistlichen Macht, die Kaiserkrone und die Papsttiara, aufs Haupt gestülpt haben. Bevor die Skulptur aufgestellt wurde, kam es zu heftigen Diskussionen in der Bürgerschaft und im Stadtrat. Viele sahen die Figur als anstößig an, und waren deshalb gegen deren Aufstellung. Noch während der hitzigen Debatten stellte die Bundesbahn fest, dass der geplante Aufstellungsort ihr gehörte und nicht im Besitz der Stadt war. So entschied allein die Bundesbahn, die Figur aufzustellen.
Das Mittagessen gab es in der Brauhausgaststätte Joh. Albrecht. Eine urige Wirtschaft mit eigener Brauerei. Mitten im Gastraum steht beherrschend und respektheischend ein Sudkessel aus glänzendem Kupfer. In diesem Ambiente schmeckt das Bier besonders gut.
Bei Ausflügen dieser Art ereignet meist etwas besonderes, so auch diesmal. Da berichtete ein Mitreisender, nach einem weiteren Lokalbesuch seineKappe vermisst zu haben. Wo war das gute Stück geblieben? Verschwunden! Nach dem Mittagessen war sie noch da. Der Verlust konnte also nur im Weinlokal eingetreten sein. Und richtig. Die Kappe hatte sich hinter Kissen versteckt. Nun war sie wieder da, alles paletti!
Um 16:00 war Abfahrt am Bahnhof. Die Postler waren pünktlich und vollzählig angetreten. Erwartungsgemäß war der Verkehr auf der Bundesstrasse zähflüssig. Aber auf der A96 hatten wir zum Glück freie Fahrt. Hermann erklärte noch Sehenswertes rechts und links sowie sonst wenig beachtete Kunst an der Autobahn, zum Beispiel die Skulpturen „Stilles Wasser“ und „Bewegtes Wasser“ in der Nähe von Bad Wörishofen. So gibt es ähnliche Beispiele, die die Autofahrer in der Regel ratlos zurücklassen.
Text: Ulrich Schlosser